Gotthard Fuchs

„Wenn er nur seinen Geist auf sie alle legte!“

NUMERI 11

Achtung, Stolperstein! Wenn wir im Deutschen vom Geist reden, selbst vom Heiligen, ist fast automatisch „dünne Luft“ im Spiel. Da geht’s um Gedanken und um Wissen, um Geistreiches und Geistloses, abgehoben und unsichtbar – jedenfalls bewegen wir uns im eher intellektuellen und kognitiven Bereich; mit dem „normalen“ Leben hat es dann nichts zu tun. „Geist“ steht da zudem gegen „ Materie“, Hirngespinste gegen die Realität.
Entsprechend denken deutschsprachige Christenmenschen dann: Wer Jesus ist, das können wir wissen; auch mit der Gottesanrede „Vater“ verbinden wir selbst in der vaterlosen Gesellschaft noch etwas Konkretes und Handfestes. Aber „Heiliger Geist“ – das ist noch immer der große Unbekannte, mit dem Beigeschmack des Eingebildeten und „bloß“ Luftigen. Auch das Modewort „Spiritualität“ (vom lateinischen spiritus – „Geist“) wirkt allzu oft alltagsfern, eher aufgesetzt und nur für Auszeiten und Sonderzonen attraktiv, kaum fürs Reale und „Eingemachte“. Da hilft auch die (bessere!) Übersetzung „geistlich“ wenig; denn dann hat man gleich den Gegensatz zu „weltlich“ im Gedankengepäck, und auch die Fixierung aufs Klerikale führt nicht in das ganz normale Chaos der wirklichen Wirklichkeit. Und allein um die geht es doch: sie ist zu bestehen und zu gestalten. Aber in welchem „Geist“?

Aus Erbe und Auftrag 2/15, Seite 187-191

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