Bernardo Bonowitz OCSO

Der Novizenmeister als Hörender

Ausculta: höre! Diese allererste Weisung des heiligen Benedikt an seinen Jünger setzt jemanden voraus, dem er zuhören kann. Hören, wer wir sind, und „uns in die Praxis übersetzen“ (vgl. Lk 11,27f) können wir nicht durch einen Blick in unser Inneres, sondern nur wenn wir uns durch die Rede einem anderen Menschen anvertrauen. Die Einsichten über uns selbst, an denen sich unsere Identität und unser Geschick entscheiden, holen wir nicht durch wissbegierige Beschäftigung mit uns selber ans Licht. Wir entdecken uns, weil da ein anderer neben uns ist, der wissen will, wer wir sind, und dem wir uns erzählen wollen. Wir können aushalten, was wir dabei über uns erfahren, nicht weil uns nichts anderes übrigbleibt – selbst wenn die Wahrheit wehtut -, sondern weil wir uns darauf verlassen können: Der andere achtet mich, was immer ich ihm sage...

Aus Erbe und Auftrag 4/06, Seite 447-449

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