Susanne Büttner

Kloster im Gefängnis

Meditation und Kloster im Gefängnis

Das frühere Dominikanerinnenkloster Gotteszell in Schwäbisch Gmünd wird heute als zentrale Frauen-Strafvollzugsanstalt Baden-Württembergs mit 335 Haftplätzen und 220 Mitarbeitern genutzt. Seit 2009 findet dort jedes Jahr eine Woche der Stille für vorzugsweise langjährig Inhaftierte statt: Kloster im Gefängnis. Dazu gehören drei volle Schweigetage und ein klar strukturierter Tagesablauf: mehrfaches meditierendes Sitzen in der Stille, drei Tagzeitengebete in der Kirche, Arbeitszeit im Schweigen, Gehen im Freien im Schweigen, Ausdrucksübungen für Leib und Seele („Initiatisches Gebärdenspiel“), tägliche Einzelgespräche von ca. 10 Minuten mit den Leitenden für jede Teilnehmerin. Die durchschnittlich 12 Teilnehmerinnen sind für diese Woche von der Arbeit freigestellt und ziehen auf eine eigene Abteilung. Sie verzichten auf Fernseher, Radio und auf Telefonate nach draußen und bekommen ein Tagebuch gestellt. Entstanden ist die Klosterwoche aus einer regelmäßigen Meditationsgruppe, welche die Gefängnisseelsorgerin und ausgebildete Meditationslehrerin Susanne Büttner seit 2002 jede Woche anbietet; Frauen, die regelmäßig meditieren, sind besonders an dieser Vertiefungsmöglichkeit interessiert. Die externe Leitung der Woche der Stille liegt bei der Juristin Heike Rosengarth-Urban; sie ist ebenfalls als Kontemplationslehrerin ausgebildet. Erbe und Auftrag stellt das Konzept der Gefängnispfarrerin vor und dokumentiert ihre Auswertung der Stimmen von Teilnehmerinnen.

Aus Erbe und Auftrag 2/14, Seite 170-177

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