Hans-Georg Gradl

Ein „apokalyptischer“ Rundbrief

An Ephesus (Offb 2,1-7)

Die Johannesapokalypse, das letzte Buch des Neuen Testaments, hatte es schwer und macht es seinen Leserinnen und Lesern nicht leicht. Lange wurde in der Alten Kirche darüber diskutiert, ob die Apokalypse in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen werden soll. Bedenken gab es genug: eine fremde Sprache und rätselvolle Bilderwelt, ein herausforderndes Gottesbild und ein Autor, der wohl kein Augenzeuge Jesu und kein Apostel war. Alles beginnt mit einer eindrücklichen Christusvision (Offb 1,10-20): Inmitten von sieben Leuchtern erkennt Johannes einen, der „dem Sohn eines Menschen gleicht“ (Offb 1,13), aber so gar nichts Irdisches an sich hat: flammende Augen, eine schneidend scharfe Zunge und eine Stimme wie das Rauschen des Meers. Sieben Sterne sind in seiner Hand. Mit den ersten Versen des Buchs taucht der Leser in die Bilderwelt der Apokalypse ein und erlernt deren Wortschatz: Zahlen und Symbole, Farben und Formen haben einen verborgenen Nebensinn und theologischen Tiefgang. Die sieben Sterne stehen für die sieben Engel der Gemeinden. Die sieben Leuchter aber bezeichnen die sieben Gemeinden selbst, an die sich Johannes – oder besser: der Menschensohn durch den Schreiber Johannes – wendet. An die Christusvision schließen sich sieben Briefe an.

Aus Erbe und Auftrag 1/19, Seite 84-87

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