Für Versöhnung in Syrien

Die Ordensleute des syrischen Wüstenklosters Mar Musa haben, wie Radio Vatikan meldete, zu Gebet, Fasten und Almosen gegen die Wirren in ihrem Heimatland aufgerufen. Das Kloster, das 586 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, steht auf den Grundmauern eines römischen Wachtturms. Sein Name „Kloster des heiligen Mose von Abessinien“ (Deir Mar Musa al Habashi) geht auf einen abessinischen Fürsten zurück, der sich vor etwa 1500 Jahren in die abgeschiedene Berglandschaft ungefähr 80 Kilometer nördlich von Damaskus zurückzog. Eine kleine Gemeinschaft trug die Fackel weiter; im 11. und 12. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit, doch im 17. Jahrhundert ging es unter, und die Bauten verfielen. 1984 begann der italienische Jesuit Paolo dall'Oglio mit der Hilfe Freiwilliger aus der Gegend sowie einzelner Europäer mit dem Wiederaufbau des Klosters, das im Lauf der Jahre erweitert werden konnte. 1991 wurde aus der informellen Gemeinschaft eine anerkannte Klostergemeinschaft unter der Schirmherrschaft der Syrisch-Katholischen Kirche. Gebet und Arbeit sowie Gastfreundschaft und Dialog sind die tragenden Pfeiler der Kommunität. Zur Zeit leben zehn Mönche und zwei Nonnen aus Italien, Frankreich und Syrien in Mar Musa, dazu Freiwillige, die für kürzere oder längere Zeit das Leben der Brüder und Schwestern teilen. Besonderer Schwerpunkt der Arbeit ist die ökumenische Begegnung vor allem zwischen katholischen und orthodoxen Christen und der Dialog von Christentum und Islam. Zu diesem Zweck unterhält das Kloster eine kleine Bibliothek. Das Kloster hat sich zu einem Zentrum für ökologischen Landbau unter den Bedingungen einer Halbwüste entwickelt. In der Umgebung wurde ein Nationalpark eingerichtet, an dessen touristischer Erschließung das Kloster beteiligt ist. 2007 belebten zwei Mönche ein 50 Kilometer entferntes Kloster wieder.

Aus Erbe und Auftrag 1/12, Seite 88

« zurück