Manuela Scheiba OSB

Weltfremd?

Die Regel Benedikts heute (13)

„Aber ich will nicht in diese Welt gehören. Ich will mich in ihr als Fremder, als Wanderer, als Außenseiter, als Besucher, als Gefangener fühlen“, beteuerte der austroamerikanische Sozialphilosoph Ivan Illich (+ 2002) in immer neuen Variationen. Seinen Auftritten, Vorlesungen und Schriften mangelte es nie an Sarkasmus. Kritisch hinterfragte er die moderne Gesellschaft und ihre zentralen Institutionen: die gesellschaftliche „Beschulung“, die den Zugang zur Welt verstelle und Bildung verhindere, das Gesundheitswesen mit seiner technisierten Medizin und „Expertokratie“, die krank machten, die gesteigerte Mobilität, die sozialen Zeitverlust und Stillstand bringe, die Informationsflut der Massenmedien, die Bedeutungen untergrabe und jeglichen Sinn überschwemme. Illichs streitbare, cum grano salis aber durchaus bedenkenswerte Thesen galten vielen als „weltfremd“ und stoßen bis heute auf Unverständnis. Was bedeutet Benedikts Weisung, „sich dem Treiben der Welt fremdzumachen“ (RB 4,20) in unserer Zeit? Geht es um Wirklichkeitsflucht, monastische Parallelwelten, Jenseitsfixierung und Lebensverrat?

Aus Erbe und Auftrag 1/21, Seite 96-97

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